Beim Vortragsabend „Landraub – die Währung der Zukunft“ stellte Verena Gschnell von der oew (Organisation für eine solidarische Welt) die lokalen und globalen Zusammenhänge unseres Konsums mit einer einfachen und einleuchtenden Methodik dar.
Eine Weltkarte, hundert Plättchen und hundert 1-Cent-Münzen – mehr brauchte es als Anschauungsmaterial nicht. Zunächst wurde die Weltkarte, abgezeichnet in den richtigen Flächenproportionen der einzelnen Kontinente, in die Mitte der Anwesenden gelegt. Nun sollten sich die Teilnehmer die Welt als Dorf vorstellen, mit insgesamt 100 Einwohnern und diese auf die fünf Kontinente verteilen. Anschließend sollte das Pro Kopf Einkommen in Form von 100 Münzen ebenfalls aufgeteilt werden. Die Teilnehmer schafften es, die Verhältnisse annähernd in der richtigen Proportion aufzuteilen. Nachdem die Referentin die Abweichungen korrigiert hatte, stellte sich die effektive Aufteilung in der Welt folgendermaßen dar: so lebten 10 Europäer, 5 Nordamerikaner, 9 Mittel- und Südamerikaner,16 Afrikaner, 1 Ozeanier und 59 Asiaten in diesem Dorf. Das Einkommen verteilte sich aber nicht im Verhältnis zu den Einwohnern, sondern konzentrierte sich überproportional auf Nordamerika, Europa und Ozeanien und in Mittel-und Südamerika ist die Schere zwischen Superreich und extremer Armut groß (siehe Rio de Janeiro). Was aber hat diese Verteilung mit dem Thema „Landraub“ zu tun? Am Beispiel von Europa erklärte Verena Gschnell nun diese Zusammenhänge. 10% der Weltbevölkerung leben in Europa. Da Europa flächenmäßig sehr klein, jedoch auf engstem Raum besiedelt ist, gibt es nicht annähernd genügend Fläche, um sich selbst versorgen zu können und für den Anbau von Rohstoffen, Viehnahrung usw. ist nicht genügend Platz vorhanden. Daher werden die Flächen dafür anderswo gesucht und so investieren die Länder mit Geld in jene ohne Geld. Die Folge ist dort Landraub im großen Stil, entweder werden Flächen enteignet gegen den Willen der dort lebenden Bevölkerung oder es werden „faule“ Verträge gemacht. Da die Landrechte in den Entwicklungs- und Schwellenländern meist nicht geklärt sind, werden Deals von ausländischen Investoren mit den jeweiligen Regierungen geschlossen und die lokalen Bauern und Kleinbetriebe werden verdrängt. Die geschätzte „offizielle“ Zahl von Landraub umfasst aktuell eine Fläche so groß wie Italien, Schweiz, Österreich und Kroatien zusammen. Von den geraubten Ländereien, so die Referentin, werden nur 10% für die unmittelbare Lebensmittelproduktion verwendet – der Rest des „neuen Goldes“ wird für die Nahrungsproduktion von Vieh (Kraftfutter Mais, Soja…), für Bekleidung oder Biosprit verwendet. Um es nochmals verständlicher zu machen, veranschaulichte es Verena Gschnell am Beispiel von Südtirol. Unser durchschnittlicher Fleischkonsum beträgt im Jahr 60 kg pro Person. Nur für die Deckung dieses Konsums würde es 100.000 Fußballfelder benötigen (Futter für das Vieh, Viehwirtschaft selbst), um hier einen Vergleich zu haben – die Südtiroler Apfelwiesen umfassen ca. 25.000 Fußballfelder. Wenn heute der globale Handel zusammenbrechen würde, so hätte Südtirol nur Milch, Äpfel und Wein ausreichend für alle vorhanden. Und einmal mehr stellt sich die Frage – was können wir als Einzelne tun? Natürlich ist es ein Zusammenspiel von Politik und Konzernen, aber auch wir Konsumenten spielen keine unwesentliche Rolle, man schaue nur auf die Entwicklung der Angebote von Bioprodukten in den Supermärkten oder beispielsweise der Bauernmarkt am Burggräfler Platz in unserem eigenen Dorf. Dies zeigt, dass lokaler Konsum momentan schon zum Trend geworden ist und die Nachfrage von uns Konsumenten das Angebot beeinflussen kann.
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