Die Präventionstage 2017 standen in diesem Jahr ganz im Zeichen der „Macht der Medien.
Den Auftakt der Veranstaltungsreihe machte Manuel Oberkalmsteiner vom Forum Prävention mit seinem Vortrag „Generation online – Die Medienwelt unserer Kinder verstehen“. Da das Publikum fast ausschließlich aus Jugendlichen bestand, passte der Referent kurzerhand seinen Vortrag an das Publikum an und diskutierte mit den Anwesenden die wichtigsten Aspekte zu ihren Medienwelten und so konnte man die unterschiedlichen Sichtweisen vergleichen. Auch wenn manche Eltern sich vielleicht Sorgen machen, dass ihre Kinder viel zu oft vor der Konsole oder dem Smartphone hängen ist es meistens nicht so schlimm wie es scheint, konnten die älteren Jugendlichen bestätigen. Sie berichteten, dass sie teilweise auch eine Phase hatten, wo das „Zocken“ einen sehr hohen Stellenwert einnahm, aber bald schon wieder andere Freizeitaktivitäten wichtiger wurden. Dass die digitalen Geräte Teil ihrer Lebenswelt sind, ist nicht abzustreiten. Doch sind diese nicht nur wegen des „Zockens“ wichtig, sondern auch für den sozialen Austausch mit Freunden (Snapchat, Instagram…). Harald Knoflach, Politikwissenschaftler und Journalist, war für den zweiten Abend zum Thema „Alles Fake News? Medien, Macht und Manipulation. Surfen auf der Informationsflutwelle eingeladen. Auf lockere Art und Weise spannte er den Bogen von historischen „Fake News“ hin zu den heutigen „falschen Wahrheiten“, in aller Munde seit US-Präsident Donald Trump. Er zeigte auf, dass das Phänomen nicht erst seit neuestem besteht, sondern auch früher schon Falschnachrichten in Umlauf gebracht wurden. Der Unterschied zur Vergangenheit sei, dass die Fülle an Informationen sich mittlerweile innerhalb von zwei Jahren ständig verdopple, so der Referent. Im Unterschied zu früher, wo es ausschlaggebend war, WER an Informationen gelangen konnte (breiter Analphabetismus), sind heute die im Vorteil, die wissen, WIE man mit der Fülle der Nachrichten umgeht und sie filtert. Die nächste Veranstaltung widmete sich den Journalisten. Der Moderator Markus Lobis diskutierte mit den Journalisten Gudrun Esser und Christoph Franceschini zur Rolle des Journalismus in der modernen Medienlandschaft. Gudrun Esser ist aktuell Journalistin bei Rai Südtirol und Christoph Franceschini ist Redakteuer der Onlineredaktion Salto.bz. Sie gaben Einblicke in ihre Arbeit. Auf die Frage der Wechselwirkung der Werbetreibenden, beschrieb Esser den Unterschied zu den privaten Medien. Öffentlich-rechtlicher Sender seien nicht abhängig von Werbeeinnahmen und gerieten dadurch nicht so unter Druck wie die privat finanzierten Medien – dafür sei aber die Anforderung möglichst objektiv zu sein viel höher. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind Dienstleister und haben auch einen kulturellen Auftrag – die privaten Medien sind auf Werbeschaltungen angewiesen: sie müssen Verkaufszahlen liefern und dies erreichen sie mit Schlagzeilen. Eine Verschmelzung der Schwierigkeiten stelle der Druck des Marktes dar – denn, wenn öffentlich-rechtliche Medien nicht mehr mithalten können, da sie z.B. aufgrund personeller Ressourcen nicht so schnell auf neue Entwicklungen reagieren können, so verschärfe sich auch der Leistungsdruck für sie als Journalisten, so Esser. Franceschini erklärte, dass sich das Thema Werbung für die privaten Medien über die Jahre nicht wesentlich geändert habe – durch Werbeschaltungen würden oft Abhängigkeiten entstehen, sodass das betroffene Medium selbst abwägen müsse, wie weit es sich darauf einlässt. Wenn ein Werbekunde zu einem zu großen Auftraggeber geworden ist, sei es schwieriger, über diesen „schlecht“ zu berichten, da sonst das finanzielle Überleben des Mediums auf der Kippe stehen könnte. Auf der anderen Seite kann ein Privater seine Artikel oft viel schärfer, kritischer und pointierter bringen, da er nicht wie die öffentlich-rechtlichen Medien sich gegenüber den Institutionen zurückhalten muss, beshrieb Franceschini die Gefahren und Möglichkeiten seiner Zunft. Der Diskussionsabend war so spannend, sodass aus einem geplanten zweistündigen, fast ein dreistündiger Abend wurde.
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