Aggression in den elektronischen Medien
Am Donnerstag, 13. November fand im Rahmen der Präventionstage 2014 im Jugendtreff KOSMO in Plaus ein Informationsabend zum Thema Aggression in den elektronischen Medien statt. Er war an Eltern, Lehrpersonen und interessierte Erwachsene gerichtet.
Dank dem Amt für Film und Medien konnte heuer wieder Dr. Mag. Oberlechner Helmar, Lektor an der Universität in Innsbruck, eingeladen werden. Er hatte bereits im Vorjahr zum Thema Medien und Sucht im Jugendzentrum in Naturns eine sehr informative Fortbildung für Pädagogen gestaltet. Eigens dafür führte er eine Befragung bei den Mittelschülern von Naturns durch. Einige relevante Daten baute er auch in diesem Informationsabend ein, wie z. B. dass fast alle Mittelschüler 97 % ein Handy bzw. Smartphone besitzen. Diese Zahl entspricht dem europäischen Durchschnitt. Bei den Grundschülern liegt dieser übrigens bei zwei Dritteln.
Kinder und Jugendliche kommunizieren mittels neuer Medien; meist in kostenlosen Chats wie Wahts App, Facebook und Twitter. Twittern heißt übersetzt zwitschern und chatten heißt plaudern. An und für sich lässt dies nichts Ungutes vermuten. Trotzdem sind viele Eltern skeptisch und würden diese neuen Formen der Kommunikation am liebsten verbieten. Herr Oberlechner rät dringend davon ab. Betroffenen Kindern und Jugendlichen fehlt ein maßgeblicher Teil, um an ihrem sozialen Netzwerk teilzunehmen. Ein Herausfallen kann schwere seelische und gesundheitliche Probleme bringen, von Einsamkeit bis zu Leistungsabfall und Depression.
Die neuen Formen der Kommunikation können aber auch vielfältig missbraucht werden. Nachdem Herr Oberlechner den Anwesenden die Begriffe Aggression und Mobbing erklärte hatte, ging er auf die destruktive Aggression, via elektronischer Medien, sprich Cybermobbing ein. Hänseln, Schikanieren, Auslachen und Nötigung sind nichts Neues, jedoch war Mobbing früher auf die Klasse, den Schulhof und dem realen Zusammensein begrenzt. Das elektronische Mobbing heute, ist hingegen überall, jederzeit, sofort, öffentlich und unauslöschbar möglich. Bei jedem Klingeln des Handys oder Öffnen von Facebook und Wahts App muss ein Mobbingopfer damit rechnen, schikaniert zu werden und noch schlimmer, alle vernetzten Freunde und Freunde von Freunden lesen mit, bzw. schauen mit, wenn sogar peinliche und denunzierende Fotos ins Netz gestellt werden.
Was können Familie und Schule tun? Auf Alarmsignale -wie Bauchweh am Sonntagabend, ungewöhnliche Verhaltensänderungen, Rückzug von Freunden, plötzliche Schulangst und Leistungsabfall- achten, ernst nehmen und Betroffenen Hilfe anbieten. Zum Beispiel können die Täter in den medialen Plattformen der Opfer gesperrt werden. Wenn dies nicht ausreicht, können Opfer und Täter, sowie deren Eltern gemeinsam an einen Tisch geholt werden. Im Extremfall Beweise sichern und bei der italienischen Postpolizei zur Anzeige bringen. Der Postpolizei sind viele Möglichkeiten der Aggression via Handy und Internet bekannt: Erpressung mittels anzüglicher Fotos und Filme, Stalking und Cyber-Grooming (Pädophile Erwachsene versuchen, sich über Handy und Internet durch Vorspiegelung falscher Daten an Kinder und Jugendliche heranzumachen).
Herr Oberlechner rät den anwesenden Eltern sich selbst schlau zu machen, wie diese neuen sozialen Netzwerke funktionieren. Hinter dem Rücken die Chats der Kinder auszuspionieren, davon rät er ab.
Zudem ist es wichtig, den Selbstwert der Kinder zu stärken, damit sie sich wehren und sich nicht schämen, um Hilfe zu fragen. Schulen und Jugendeinrichtungen können zudem mit gezielten Projekten den Kindern Zivilcourage näher bringen.
Nach fast zwei Stunden beendete Herr Oberlechner den informativen und kurzweiligen Abend und verteilte noch eine Handreichung mit den zusammenfassenden Informationen.
Comments (0)